Keynote- und Präsentationsangst bei Führungskräften:
Wenn Sichtbarkeit zur inneren Bedrohung wird
Führung verlangt Präsenz. Doch nicht jede Form von Sichtbarkeit wird innerlich mit Sicherheit beantwortet. Gerade im Kontext von öffentlichen Auftritten, Präsentationen oder Keynotes erleben viele Führungskräfte eine stille, aber intensive Belastung – oft gut kaschiert hinter Professionalität und Routine.
Als Geschäftsführer, der seit über 24 Jahren mit Führungskräften und Kommunikationsverantwortlichen in Unternehmen arbeitet und wichtige Keynote-Sessions geplant und die Redner:innen begleitet hat, begegnet mir dieses Thema immer wieder: Leistungsangst, Präsentationsdruck oder innere Blockaden, wenn es „darauf ankommt“.
Nicht selten zeigt sich dies gerade bei hochqualifizierten, reflektierten Menschen – und führt zu einem inneren Widerspruch: „Ich bin eigentlich kompetent – aber mein Körper reagiert, als sei ich in Gefahr.“
Präsentationsangst – im engeren Sinne die Angst, vor Gruppen zu sprechen – ist dabei nur die sichtbarste Form. Dahinter verbergen sich häufig vielschichtige innere Prozesse: Leistungsdruck, Angst vor Bewertung, Versagensängste oder unverarbeitete Erfahrungen mit Scham oder Kontrollverlust.
Zahlen, die man selten hört: Die Statistik zur Redeangst
Auch wenn Führungskräfte selten offen darüber sprechen, ist Präsentationsangst weit verbreitet – gerade in verantwortungsvollen Positionen:
Eine Studie der University of Nebraska (Bodie, 2010) zeigt, dass bis zu 70 % der Erwachsenen zumindest moderate Formen von Redeangst erleben – Tendenz steigend mit zunehmender Verantwortung.
In einer Umfrage unter Executives in Europa gaben über 40 % an, dass sie sich vor Präsentationen „körperlich spürbar unwohl“ fühlen.
Die Forschung des National Institute of Mental Health (USA) ordnet Präsentationsangst als eine der häufigsten sozialen Ängste ein – mit teils massiven Auswirkungen auf Karriereentscheidungen und Führungsverhalten.
Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden (2022, Utrecht University) zeigt: Je höher die Hierarchiestufe, desto subtiler äußert sich die Angst – etwa als chronische Anspannung, Perfektionismus oder Erschöpfung nach Vorträgen.
Viele dieser Phänomene bleiben lange unter der Oberfläche – nicht weil sie harmlos wären, sondern weil sie im professionellen Kontext schwer zuzugeben sind.
Was in der Tiefe wirkt: Kontrollverlust, Bewertung, Selbstzweifel
Das Modell der kognitiven Vulnerabilität (Armfield, 2010) erklärt anschaulich, warum manche Menschen in Präsentationssituationen stärker reagieren:
Sie erleben subjektiven Kontrollverlust – z. B. das Gefühl, sich nicht schützen oder entziehen zu können.
Es treten negative Bewertungen auf: „Ich werde scheitern“, „Ich klinge nicht kompetent genug.“
Die Selbstwirksamkeit wird infrage gestellt – besonders, wenn vergangene Erfahrungen mit Kritik oder Unsicherheit unbewusst reaktiviert werden.
Diese Muster greifen tief – sie lassen sich nicht einfach „wegtrainieren“. In meiner Arbeit mit Führungskräften arbeite ich deshalb mit Verfahren, die tiefer ansetzen: Attachment-Focused EMDR (AF-EMDR) sowie ressourcenorientierte EMDR-Protokolle.
AF-EMDR: Präsenz, Regulation und Beziehung als Führungsqualitäten
AF-EMDR wurde von Dr. Laurel Parnell entwickelt und verbindet die klassische EMDR-Methode mit Erkenntnissen aus Bindungstheorie und Beziehungskompetenz. Statt lediglich belastende Situationen zu „neutralisieren“, wird im AF-EMDR ein sicherer Raum geschaffen, in dem emotionale Selbstregulation, innere Stabilität und neue Erfahrungen ermöglicht werden.
Gerade für Führungskräfte, die in ihrer Rolle häufig emotional exponiert sind, ist dieser Ansatz wirkungsvoll, weil er:
nicht konfrontativ, sondern stabilisierend wirkt
auf Augenhöhe zwischen Begleitung und Selbstverantwortung basiert
Resonanz und Beziehung als zentrale Veränderungsfaktoren nutzt – ähnlich wie in guter Führung
In der Praxis bedeutet das: belastende Präsentationssituationen können in sicherem Rahmen verarbeitet werden – nicht nur kognitiv, sondern emotional. Neue innere Bilder und Ressourcen werden verankert, sodass Sie sich auch unter Druck wieder mit Ihrer eigenen Kompetenz und Klarheit verbinden können.
Ressourcenorientierte EMDR-Arbeit – konkret im Business-Kontext
Zusätzlich arbeite ich mit stabilisierenden EMDR-Formaten, die sich hervorragend für die Begleitung von Führungskräften eignen, z. B.:
Future Template – Ihre nächste Keynote oder Präsentation wird im geschützten Raum innerlich durchlaufen und emotional gestärkt
Ressourcen-Installation – Sie aktivieren gezielt innere Begleiter, sichere Orte, körperlich verankerte Haltungen
Integration von Achtsamkeit und emotionaler Intelligenz – auf Basis von Search Inside Yourself, dem Programm zur kultivierten Selbstführung aus dem Google-Kontext, das ich seit Jahren trainiere
Diese Arbeit hilft Ihnen nicht nur im Moment der Präsentation. Sie verändert Ihre Haltung: von „Ich muss das schaffen“ hin zu „Ich bin verbunden mit dem, was mich trägt“.
Sichtbar werden mit innerer Sicherheit
Präsentationsangst bei Führungskräften ist kein individuelles Versagen. Sie ist ein Signal – dafür, dass innere Systeme auf Schutz schalten. Und genau das verdient keine Verdrängung, sondern eine achtsame, fundierte und respektvolle Begleitung.
Als Agenturleiter und Executive Coach habe ich in den vergangenen Jahren zahlreiche Führungskräfte begleitet – unter anderem bei REWE, Daimler Trucks, Deutsche Telekom, REWE digital, LG Electronics und weiteren Unternehmen. Immer wieder zeigt sich: Selbst in den höchsten Führungsetagen bleibt die Frage nach innerer Sicherheit und Selbstregulation zentral – besonders dann, wenn es um öffentliche Sichtbarkeit, Veränderungsprozesse oder kommunikative Verantwortung geht.
Mit Attachment-Focused EMDR (AF-EMDR) und ressourcenbasierter Arbeit entsteht ein Raum, in dem sich Sichtbarkeit, Klarheit und Authentizität entfalten dürfen – nicht als Rolle, sondern als Ausdruck gelebter innerer Führung.
Diese Arbeit beginnt nicht bei der Rhetorik, sondern bei der inneren Haltung: Ihrer Fähigkeit, in Kontakt mit sich selbst zu bleiben – auch unter Druck, in Veränderung, auf der Bühne.
Wenn Sie sich mit diesen Themen identifizieren und eine Begleitung auf professioneller Ebene suchen – vertraulich, diskret und zugleich klar und ergebnisorientiert – unterstütze ich Sie gern. Nicht als Methode von der Stange, sondern mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Spannungsfeld zwischen Kommunikation, Psychologie und Führung.